Die Vormoderne gilt mit ihren Gesprächs- und Wortspielen sowie ihren geistreich-witzigen Unterhaltungen als Blütezeit der Konversationskultur. Für eine gepflegte Unterhaltung waren Bildung, Wortgewandtheit, Witz, Esprit, edles Auftreten, Weltläufigkeit aber auch Muße und sensible Rücksichtnahme gegenüber dem Gesprächspartner gefordert. Der vorliegende Sammelband verfolgt einen breiten kulturwissenschaftlichen Ansatz, indem er die europäischen Konversationspraktiken vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit vergleichend darstellt und diese als Teil eines vielfältigen Zivilisationsprozesses begreift. Dabei geht es den Beiträgern in erster Linie darum, die geschlechtsspezifischen Ausprägungen und Unterschiede in der jeweiligen Unterhaltungsform herauszuarbeiten. Daraus ergeben sich über die Literaturwissenschaft hinaus Anknüpfungspunkte zu aktuellen Forschungsansätzen der Soziologie so-wie der (feministischen) Linguistik.