Die „Chronik Fredegars“ gehört zu den wichtigsten, aber auch problematischsten Quellen der Merowinger- und frühen Karolingerzeit. Bislang ging die Forschung davon aus, dass es sich um ein Werk handele, dessen ursprünglich bis 642 reichende Gestalt in mehreren Continuationes bis 768 unter der Verantwortung von Graf Childebrand und seinem Sohn Nibelung fortgesetzt worden sei. In dieser Untersuchung wird nach gründlicher Analyse des Inhalts und der Handschriften gezeigt, dass es sich um zwei wesentlich verschiedene Werke handelt: eine Chronik „Fredegars“, die durch die der maßgeblichen Edition von Bruno Krusch (MGH SS rer. Merov. 2, 1888) zu Grunde gelegte Handschrift Paris, Bibliothèque Nationale 10190 hervorragend bezeugt ist und ein zweites, bislang in seiner Eigenständigkeit verkanntes Werk. Denn unter der Regie von Childebrand und Nibelung sind keineswegs nur Anhänge hinzugekommen: das gesamte Werk wurde einer redaktionellen Umgestal-tung unterzogen, gewann so einen ganz selbständigen Charakter und bedarf einer (noch ausstehenden) eigenen Edition. Zur deutlicheren Unterscheidung schlägt Collins dafür den in einer vatikanischen Handschrift überlieferten Titel Historia vel Gesta Francorum vor. Mit seiner detaillierten Analyse und gründlichen Aufarbeitung der Überlieferung legt Collins in diesem Band für eine künftige Edition die unentbehrliche Grundlage.