St. Moritz, Weihnachten 1929: Im Fahrstuhl ihres Hotels
trifft die junge Ich-Erzählerin auf eine geheimnisvolle Frau im weißen Mantel. Ihre Blicke begegnen sich, Sekunden
nur, es fällt kein Wort, und doch: Dieser Moment verändert
alles, weckt Hoffnungen und unstillbares Verlangen.
Inmitten des ausgelassenen Wintersporttreibens, umgeben
von herausgeputzten Skifahrern, tanzenden Mädchen,
werbenden Kavalieren und eifersüchtigen Freundinnen,
wartet die junge Frau auf nur ein Wort, eine Geste der Angebeteten, um zu guter Letzt alle Warnungen in den Wind zu schlagen und allein ihrem Gefühl zu folgen.
Eine Frau zu sehen ist ein Text voller Begehren und knisternder
Erotik. Annemarie Schwarzenbach, die elegante Millionärstochter in Männerkleidung, der Männer wie Frauen zu Füßen lagen, schrieb ihn mit gerade mal einundzwanzig
Jahren. Er ist ihr Coming-out, mit dem sie sich ebenso entschieden wie mutig über die gesellschaftlichen Urteile und moralischen Schranken ihrer Zeit hinwegsetzte.