Bereits kurz nachdem das Burgenland an Österreich angegliedert und ein eigenes Bundesland geworden war, begannen die Regierungen mit einer restriktiven „Zigeunerpolitik“. Die Politik von 1922-1938 war gekennzeichnet von Diskriminierungen und Stigmatisierungen gegenüber dieser Minderheit und bereitete so die spätere nationalsozialistische Politik vor. Diese profitierte von den bereits tief verwurzelten Ressentiments der Bevölkerung gegenüber den „Zigeunern“ und übernahm die bereits getroffenen polizeilichen Maßahmen. Die Verfolgungs- und Vernichtungspolitik des Nationalsozialismus löschte im Bezirk Neusiedl am See diese Volksgruppe aus. Die Politik nach 1945 bewirkte darüber hinaus, dass rückkehrwillige Überlebende keine neuen Lebensgrundlagen in ihrer ehemaligen Heimat fanden.

Erst in den letzten zwanzig Jahren wurde der Geschichte der burgenländischen „Zigeuner“ im 20. Jahrhundert Beachtung geschenkt. Doch konnten bis heute längst noch nicht alle offenen Fragen beantwortet werden. Zwar sieht man heute von den ehemaligen rund 400 Mitbewohnern im Bezirk Neusiedl am See nichts mehr, doch in den Gemeindearchiven und in Gesprächen werden ihre Spuren nachlesbar. Die zumeist noch nicht veröffentlichten Quellen, Akten, Briefe, Fotos und Zeitungsartikel stammen aus den verschiedensten Gemeindearchiven des Bezirkes Neusiedl am See, aus dem burgenländischen Landesarchiv in Eisenstadt und dem niederösterreichischen Landesarchiv in Bad Pirawath.
Interviews, die mit Überlebenden und Nachkommen geführt wurden, sollen die Thesen unterstützen und augenscheinlicher machen.

Dies ist der Versuch, die Politik gegenüber den „Zigeunern“ vom Werden des Burgenlandes bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges mit Hilfe von „örtlichen“ zumeist noch unbekannten Quellen darzustellen und zu belegen.