Zweifellos nehmen Thomas Bernhards Figuren die Welt als eine wahr, die besser nicht wäre - deshalb in ihm einen Freund der Schopenhauerschen Lehre zu vermuten, ist jedoch so wenig erstaunlich wie originell. Das Buch weist vielmehr die innere Nähe zwischen Schopenhauer und Bernhard an einer Figur nach, die wie ein Revenant Bernhards Leser begleitet: Es ist stets der geistig-künstlerisch tätige Mensch, der versucht, Negativität schöpferisch zu bewältigen.
Damit bleibt Bernhard einem Konzept verbunden, das seinen Ursprung im antiken Melancholieverständnis findet: Danach ist die Melancholie nicht nur Ursache für seelisches Leiden, sondern auch Quelle der künstlerischen Schaffenskraft. Überdies ist die antike Melancholiediagnose das bislang übersehene Gravitationszentrum der Schopenhauerschen Philosophie. Die aristotelische 'Poetik' und Theophrasts 'Problem' XXX,1 sind deshalb die Referenzen für die Untersuchung der Schopenhauerschen Ästhetik und ihrer Anwendung bei Bernhard.