Das spätmittelalterliche Worms war wie andere Städte von seiner Sakraltopographie geprägt, zu der als wichtiger Bestandteil die Frauengemeinschaften zählten. In Worms gab es drei Frauenklöster: zwei Zisterzienserinnenklöster und eine Gemeinschaft von Reuerinnen. Die Arbeit untersucht, auf welche Weise diese geistlichen Gemeinschaften, die Nonnen, ihre Familien und die Stifter in Kommunikationsstrukturen eingebunden waren, indem Urkunden, Briefe, Stiftungen, aber auch Gegenstände und Textilien als Medien interpretiert werden.
Der kommunikationsgeschichtliche Ansatz lässt die Kontakte zwischen Nonnen und ihren Familien und zwischen Kloster und Stifter in einem neuen, differenzierten Licht erscheinen. Die Kontakte wurden hergestellt und aufrechterhalten durch Söhne und Neffen, die in den Frauenklöstern als Kapläne tätig waren, durch Stiftungen und durch Legate an einzelne Nonnen. Von Schwarz-Weiß-Bildern muss Abschied genommen werden: Die Kontakte zwischen Nonnen und ihren Familien waren nicht zwangsläufig von positiven Emotionen motiviert. Distanz und Neutralität kamen ebenso vor wie enge Bindungen.
Stifter konnten in Worms zwischen einer Vielzahl an geistlichen Gemeinschaften wählen. Für welche sie sich entschieden, hing von einer Reihe lebensweltlicher Faktoren ab. Ein Vergleich mit Stiftungen an Männerklöster und Kollegiatstifte zeigt, dass die Stiftungen an Frauenklöster kein Sonderfall waren und auch nicht bevorzugt von Frauen getätigt wurden. Mit Hilfe der Stiftungen wurde eine soziale Beziehung zwischen Stifter und Konvent aufgebaut, die auf Dauer angelegt war.