Unter dem Titel 'Sturm' versammelt die Exposition Malereien, die in den
letzten zwei Jahren entstanden. Die neuen Bilder von Igor Oleinikov
markieren in eindrücklicher Weise ein weiteres Stadium seines
bemerkenswerten künstlerischen Weges.
Die Entwicklung des ehemaligen Meisterschülers von Markus Lüpertz
profitierte von biografischen Brüchen des noch in der Sowjetunion geborenen
Künstlers. Igor Oleinikov begann, nach seiner Ausbildung an der
Kunstfachhochschule Krasnodar und dem Militärdienst, als 'Agit-Prop-Maler'
Ende der 80er Jahre in einer Lederwarenfabrik. In Krasnodar, einer
Industriestadt im russischen Südwesten, illustrierte er mit Pinsel, Schablone
und ungemischten Signalfarben als Zwanzigjähriger die utopischen
Verheißungen des Kommunismus. Nach dem Untergang des Sowjetimperiums
zog Oleinikov in die 10-Millionen-Metropole Moskau. Hier vollzog er Anfang der
90er Jahre den Schritt zum freien Künstler. Im Jahre 1996 siedelte er nach
Deutschland über. In der Karlsruher, später an der Düsseldorfer Akademie –
zuletzt als Meisterschüler von Markus Lüpertz – fand der heute in Berlin
lebende Maler seinen ganz eigenen Ort, welcher ohne das Wagnis
existentieller Aufbrüche nicht denkbar ist.
Igor Oleinikovs Malerei ist eine wichtige Position der zeitgenössischen Kunst.
Sie handelt von der fragwürdigen Gegenwart des 'modernen Künstlers' in
einer globalisierten Welt, in der die Vision der Moderne – jene radikale
Entgrenzung von Formen, Mitteln und Zwecken – längst als Voraussetzung
gilt. 'Weit entfernt von jeder modischen Attitüde', schreibt die
Kunsthistorikerin und langjährige Cheflektorin des DuMont-Verlages Karin
Thomas in ihrem Essay, 'begegnet man in den asphalttonigen Bildern
Oleinikovs einer malerisch ausgereiften Sublimation von Selbstanalyse und
Realitätserfahrung.'