Die nach sieben Jahrhunderten nacherzählte Autobiografie der
Johanna von Roidt 1266 - 1310.

Nach gründlichem Studium der Historie zusätzlich versehen mit
allerlei ketzerisch-aufklärenden Anmerkungen, welche geeignet
sein mögen, Heldengeschichten und Heiligenscheine im Lichte
unserer Zeit endlich verblassen zu lassen.

"Alles geht kaputt, gell, Oma?"
"Ja, früher oder später."
"Und, Oma, alle müssen sterben und dann sind sie tot und können nie mehr leben."

Dieser Dialog zwischen der Schriftstellerin und ihrer damals vierjährigen Enkelin brachte den Stein ins Rollen.

E.E. Kuttner erinnert sich:

Als ich ein Kind war, erzählten mir meine Mutter und Großmutter Geschichten über unsere Ahnen. Geschichten, die nie aufgeschrieben, sondern von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Sie waren spannender als alle Abenteuerbücher und sie waren Anlass für schöne und auch beängstigende Träume. Sie haben mich angeregt, schon im zarten Mädchenalter über den Sinn des Lebens nachzudenken und die Geschehnisse um mich herum zu hinterfragen. Sie weckten meine Neugier und veranlassten mich, die langweiligen Jugendbücher meiner Zeit zu verschmähen und lieber im Bücherschrank meiner Mutter zu forschen.
E. E. Kuttner hat sich auf die Suche gemacht, rund zwei Jahre lang recherchiert., zu Hause, am PC und unterwegs, den Spuren folgend, die von München nach Bad Reichenhall und von da weit nach Österreich hinein führten.
Längst nicht alles ließ sich lückenlos nachvollziehen, aber als sie vor einer alten Grabplatte stand, die vor Hunderten von Jahren einer ihrer Vorfahren für sich anfertigen ließ, ohne je darunter begraben zu werden, denn der Platz, an dem das Todesdatum eingemeißelt werden sollte, ist bis heute frei geblieben, ergriff sie ein Schauer der Erinnerung. Die Verbundenheit mit den Ahnen war spürbar geworden.
Aus den Fundstücken der eigenen Familiengeschichte hat E.E. Kuttner mit "Ahnen" begonnen, eine Geschichte zu erzählen, die im Jahre 1266 n. Chr. in Roidt an der Traun, nahe Kloster Lambach beginnt. Ihre Protagonistin, Johanna Kunigunde von Roidt, schildert ihr Leben. Ein aufregendes, gefährliches Leben. Das Glück ist ihr begegnet - und tiefes Unglück.

Doch Johanna erlebt nicht nur, sie reflektiert auch. Es ist nicht alles Schicksal, es sind nicht Dämonen und schon gar nicht "Gottes Wille", was immer wieder Leid und Unheil über die Welt bringt und in jede Familie trägt - es sind ruhm- und machtsüchtige Figuren, Männer zumeist, weltliche und kirchliche Fürsten, Kaiser und Päpste.

Historische Romane kranken zumeist daran, dass entweder die Handlung mit historischen Fakten überladen und damit faktisch unlesbar wird, oder, dass die Historie nur als schmückendes Beiwerk von großer Beliebigkeit um eine Mantel- und Degen-Handlung drapiert wird, was dem Leser keine tieferen Einblicke in die Zeit gewährt und daher unbefriedigend bleibt.
E.E. Kuttner ist es auf nachgerade geniale Weise gelungen, Romanhandlung und geschichtlichen Hintergrund zu transportieren.
Die Ich-Erzählerin Johanna von Roidt schreibt eine fortlaufende Autobiografie, aus ihrer Zeit heraus und von ihrem Standpunkt aus gesehen, subjektiv und mit dem Fokus auf die eigene Familie und ihr Umfeld.
Dazwischen hat E.E. Kuttner gesonderte Abschnitte gestellt, in welchen die historischen Ereignisse im größeren Zusammenhang aufgezeigt werden.
Aber eben nicht in jener demütig-huldigenden Weise, mit der üblicherweise Kriegstreiber zu Helden und Ränkeschmiede zu Heiligen verklärt werden, sondern mit dem intelligenten, kritischen Blick der aufgeklärten Frau unserer Zeit, der hinter den Fassaden von Ruhm und Ehre das Fundament aus Lüge,Verschlagenheit und Gier freilegt, das bis heute Voraussetzung ist, um mit menschenverachtender Grausamkeit Reichtum und Macht an sich zu reißen.

Ahnen ist der das erste Buch aus der Reihe
"Als uns'se Zeit noch Zukunft war"
Ein hochinteressantes Buch, spannend, informativ und rebellisch.

Der zweiten Band ist bereits in Arbeit.