Das Jahr 1977: Beim Zelten in den Masuren begegnen sich zwei Frauen. Auf der einen Seite Elke aus Dresden, neunzehnjährig, hungrig nach Leben und Freiheit, auf der anderen die vier Jahre ältere Annedore aus Hannover, ruhiger, überlegter, emanzipiert. Es ist der Beginn einer Freundschaft, die über 20 Jahre dauern wird.

Elke heiratet, wie in der DDR üblich, früh, bekommt ein Kind, lässt sich wieder scheiden. Findet erneut einen Mann, begibt sich in einem Haus am Rande von Dresden zur Ruhe, aber auch diese wird nur vorübergehend sein. Annedore arbeitet in Hannover als Sekretärin, sie ist Mitglied bei den sich gerade etablierenden Grünen, aktiv tätig in der Gewerkschaft, entwickelt aber bald einen fatalen Hang zum Alkohol und zu den falschen Männern.

Was in diesen Briefen erzählt wird, ist nichts als der Alltag zweier Frauen in Ost und West, doch in diesem Alltag konzentriert sich, wie in einem Brennglas, große Geschichte. „Annedore“ ist das erschütternde Dokument einer Wandlung. Ein Buch, das glücklich macht – und betroffen, ein Buch, deren Figuren einem nach dem Lesen so nah sind, wie beste Freunde, weil man nicht genug bekommt von diesen Erzählungen und diesem Tonfall, einer Mischung aus Lebensweisheit, Verschmitztheit und Melancholie über das Vergehen der Zeit.