Das Werk der ostpreußischen Erzählerin und Lyrikerin Frieda Jung wird 80 Jahre nach ihrem Tod mit ausgewählten Texten wieder greifbar. Die biografischen Darstellungen Klaus Marczinowskis bilden den Rahmen für die feinfühlig gewählten Auszüge aus Frieda Jungs Werken. Deren bekannteste sind die Sammlungen von Lyrik und Prosa „Freud und Leid“ (1905) sowie „Gestern und Heute“ (1928). Frieda Jung beschreibt in ihren Büchern prägnant ihr Leben, das in dem kleinen Ort Kiaulkehmen beginnt und geprägt ist durch Flucht und bittere Tage des Verlustes ebenso wie durch freudige Erlebnisse. Durch ihr ganzes Leben zieht sich wie ein roter Faden das Gottvertrauen, das ihr so häufig Kraft und Stärke gab.
Freud’ und Leid, ich beuge tief mein Haupt. / Seid mir willkommen! Meine Seele glaubt – / Glaubt, daß durch euch, auch wenn sie fehlt und irrt, / Ihr dennoch endlich die Vollendung wird. / Formt denn und biegt mein Herz! Es gibt sich drein, / Und lacht und weint sich still in Gott hinein. Anhand der anschaulichen Beschreibungen des Autors und der persönlichen Aufzeichnungen von Frieda Jung selbst lernt der Leser nicht nur eine ganz erstaunliche und rührende Persönlichkeit kennen, deren Schriften uns in längst verlorene Zeiten versetzen, auch das alte Ostpreußen wird in seltener Dichte wieder lebendig.