Um die Wende zum 20. Jahrhundert wird Liebe zum freien Spiel, zum Abenteuer, zum individuellen Zeitvertreib. Industrialisierung, Meinungspluralismus und die Abwendung vom Metaphysischen haben den Weg dazu bereitet. Der Dramatiker Arthur Schnitzler bringt die neue Liebe erstmals auf die Bühne als das „flüchtige, etwas frivole, von Anfang an auf eine zeitlich begrenzte Episode abgestellte und häufig den Partner wechselnde Spiel“. Rania Elwardy zeigt in dieser Studie, wie ein Wandel des Zeitgeistes sich in Schnitzlers literarischem Werk niederschlägt. Persönliche Erfahrungen und Einsichten des Dichters leugnet sie nicht. Trotzdem werden seine Werke zum aufschlussreichen Barometer eines Stimmungswandels, der das heutige Verständnis von Liebe und damit die emanzipierte, aufgeschlossene, aber auch weniger strukturierte Gesellschaft der westlichen Welt erst möglich machte. Das Verständnis von Liebe wird nur auf dem Boden der jeweiligen Kultur und der in ihr wirkmächtigen Theorien einsichtig. Deshalb ist diese Untersuchung auch unter den Vorzeichen wachsender Interkulturalität wegweisend.