1918 endete de facto die deutsche Kolonialgeschichte, nicht aber der deutsche Traum von Kolonien. So etablierte sich in der Weimarer Republik und – noch weitaus stärker – im 'Dritten Reich' eine einflussreiche kolonialrevisionistische Bewegung. Die Wiedergewinnung der ehemaligen deutschen Kolonien, die mit neu zu erwerbenden Gebieten zu einem mittelafrikanischen Kolonialreich ergänzt werden sollten, wurde nicht nur propagiert. Spätestens ab 1936 / 37 gab es detaillierte Planungen für alle relevanten kolonialpolitischen Bereiche. Nach dem militärischen Sieg über Frankreich intensivierte man diese Planungen und machte sie zu einem integralen Bestandteil des deutschen Strebens nach der Weltherrschaft. Die Kolonien sollten in erster Linie der ergänzenden Versorgung der deutschen Wirtschaft mit Rohstoffen und Kolonialprodukten dienen. Angesichts des erwarteten Arbeitermangels in Afrika erhoben viele Planer die Arbeits- und Sozialpolitik zum 'Schlüsselproblem' einer künftigen Kolonisation. Das Buch von Karsten Linne liefert erstmals einen umfassenden Überblick über die weitreichenden Kolonialplanungen im Nationalsozialismus auf dem Stand neuester Forschungsergebnisse.