Das Leben und Wirken des Wiener Rechtsanwalts Gustav Harpners reflektiert wie in einem Brennspiegel die politischen und kulturellen Strömungen in Österreich vom Fin de Siècle bis in die 1920er-Jahre. Harpner begann seine Karriere als Verteidiger in "Anarchisten"-Prozessen und stieg bald zum wichtigsten Parteianwalt der Sozialdemokratie auf. Er war ebenso als Hausanwalt von Viktor Adler tätig wie als Vertreter zahlreicher anderer prominenter Sozialdemokraten, sozialdemokratischer Gewerkschaften und der "Arbeiter-Zeitung". Internationale Bekanntheit erlangte Harpner insbesondere als Verteidiger von Friedrich Adler vor dem Ausnahmegericht 1917. Harpner vertrat aber auch Berühmtheiten der Kulturszene wie etwa Hermann Bahr, Arthur Schnitzler, Karl Kraus, Anna Mildenburg und Alma Mahler-Werfel. 1919 war Harpner an den legistischen Arbeiten zum Habsburgergesetz maßgeblich beteiligt und fungierte auch als Anwalt der Republik in Angelegenheiten des konfiszierten Habsburger-Vermögens. Im gleichen Jahr wurde er zum Mitglied des Verfassungsgerichtshofes und 1921 zum Präsidenten des Kriegsgeschädigtenfonds ernannt. 1922 wählte ihn die Rechtsanwaltskammer in Wien zu ihrem Präsidenten.