Aus Brasilien, dem afrikanischsten Land außerhalb Afrikas, gibt es ein faszinierendes Konvolut an Fotografien aus der Zeit der Sklaverei. Diese Bilder blieben in der internationalen Fotogeschichtsschreibung lange Zeit unbeachtet. Margrit Prussat nutzt sie nun als historische Quelle zur Geschichte und Ikonografie der Sklaverei. Fotos von Afrikanern und Afrobrasilianern waren im Brasilien des 19. Jahrhunderts weit verbreitet. Es war vor allem der Bildhunger der reisenden Europäer, der nach exotischen Inszenierungen eines tropischen Kaiserreichs verlangte. Die Präsenz der Bilder in den öffentlichen Medien zeigt jedoch, dass sie mehr waren als Souvenirs für Touristen. Die Fotografien entstanden in einer Zeit, in der die Sklaverei in Brasilien zwar noch legal, aber die gesellschaftliche Öffentlichkeit schon gezeichnet war von heftigen Debatten und gewalttätigen Kämpfen um ihre Abschaffung. Neben Bildern von Menschen bei der Ausübung typischer Sklaventätigkeiten, etwa der Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern, existiert auch ein beeindruckender Bestand an Studioporträts. Sie zeigen Afrobrasilianerinnen in eleganter Garderobe und mit Requisiten wie Spitzentaschentüchern, oder auch Nahaufnahmen von Afrikanern mit Schmucknarben auf der Haut. Welchen Wunschbildern entsprechen diese Fotos? Wie haben sie das Bild der Sklaverei geprägt? Und wie dokumentieren sie den gesellschaftlichen Umgang mit ihr? Margrit Prussat kann zeigen, welche Bedeutung die Fotografie für die Geschichte Afrobrasiliens hat.