Straßennamen sind – wie dieses Buch am Beispiel Kölns zeigt– das kulturelle Gedächtnis einer Stadt. Schicht für Schicht trägt Marion Werner die Sedimente der verschiedenen Epochen ab. Dabei findet sie Straßennamen aus nationalsozialistischer Zeit, die an germanische Gottheiten erinnern oder an ehemalige deutsche Gebiete. Zeitgebundene Deutungen und Wertungen unterschiedlicher Art schreiben sich – teilweise unbemerkt – in das städtische Namensgedächtnis ein: das Apolitische der frühen Nachkriegsjahre ebenso wie die Wertschätzung von Willy Brandts Ostpolitik oder die Emanzipationsbestrebungen der späten 1970er-Jahre. So spiegeln die hier untersuchten Straßennamen wesentliche Züge der politischen und kulturellen Geschichte Kölns seit 1933 wider. Der zweite Teil des Buches nimmt die Straßennamen in den einzelnen Kölner Stadtteilen unter verfeinerten Fragestellungen in den Blick: Haben bürgerliche Stadtteile andere Straßennamen als Arbeiterviertel? Wie unterscheiden sich die Straßennamen in der Altstadt von denen in einer Trabantenstadt wie Chorweiler? Das Buch offenbart, auf welche Weise Namensgebungen Selbstverständnis und Geschichtsbewusstsein einer Stadt und ihrer Bewohner prägen.