Wie fremd waren sich Menschen in jüdisch-christlichen Nachbarschaf-ten und wie viel Vertrautheit konnte durch das räumliche Miteinander entstehen? Diesen Fragen gehen die AutorInnen dieses Buches anhand von drei Fallstudien zu den Städten Warschau (Polen), Lengnau (Schweiz) und Lemberg (Ukraine) zwischen dem Ende des 18. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts nach. Nachbarschaft brachte hier eine gemeinsame Sprache hervor, und es zeigt sich, dass Juden und Christen in vielfältigem Austausch zusammen lebten. Christliche oder jüdische »Ghettos« gab es an keinem dieser Orte. Religionsüberschreitende Vertrautheit war alltäglich: nicht nur kulturell sondern auch räumlich. Trotz jahrzehntelangem friedlichem Zusammenleben blieben Ausgrenzungsmechanismen wirksam. Die AutorInnen zeigen, wie Vertrautheit in Fremdheit verwandelt werden und scheinbar plötzlich in heftige Gewalt umschlagen konnte.