Angesichts der Medialisierung moderner Gesellschaften ist die Frage nach den Rückwirkungen der Bilder und ihrer Medien auf das menschlichen Darstellen, Deuten und Wissen aktueller denn je.

Die visuelle Soziologie erlebt derzeit eine Renaissance, ist aber sowohl in ihrer theoretischen Fundierung als auch im Hinblick auf ihre Methodologie und methodisch-analytische Absicherung noch defizitär, zumal sie die Film- und Videoanalyse beinahe ausblendet.

Jürgen Raab legt eine visuelle Wissenssoziologie als anthropologisch und phänomenologisch begründete Kommunikations- und Medienwissenschaft vor. Die Basis seiner theoretischen Konzeption bilden semi-professionelle Film- und Videoproduktionen.

Drei vergleichende Fallanalysen veranschaulichen das zentrale analytische Verfahren der sozialwissenschaftlichen Bildhermeneutik und überprüfen es auf seine empirische Tragfähigkeit.

Darüber hinaus offenbaren die verstehenden Rekonstruktionen gesellschaftlicher Wahrnehmungs- und Darstellungsformen von Wirklichkeit, dass die technischen Artefakte und ihre komplexen audiovisuellen Konstruktionen die außermediale »Wirklichkeit« und die Sozialität nicht etwa zum Verschwinden bringen. Sie bilden vielmehr neue, medial fundierte Formen der Vergesellschaftung in Form von »Sehgemeinschaften« heraus.