Die zentrale Stellung Berlins innerhalb der Europäischen Aufklärung ist bis heute untrennbar mit dem Namen Friedrich Nicolai verbunden. Doch so sehr Nicolai das eigentümliche Profil der ›Berliner Aufklärung‹ prägte, so sehr zog er mit seiner Streitlust und seinen kämpferischen Attacken auch die Ablehnung und sogar den Zorn und Spott der Klassiker und Romantiker an. Historiker schlugen sich in der Folge gerne auf die Seite der ›Sieger‹ und vergrößerten so die bereits um 1800 offenkundige Kluft zwischen den Berliner Romantikern und philosophischen Idealisten auf der einen, Nicolai und seinen Freunden an der Akademie und in der Mittwochsgesellschaft auf der anderen Seite.
Die jüngere Forschung hat dieses Zerrbild zunehmend in Frage gestellt. Zahlreiche Falluntersuchungen trugen zu einem differenzierteren Verständnis der geistigen Brüche und Verwerfungen bei, die eher in Berlin als in Königsberg oder Weimar die geistige Landschaft prägten. Mit dem vorliegenden Sammelband wird jetzt der vielleicht umstrittenste Repräsentant der ›Berliner Aufklärung‹ in den Mittelpunkt der kritischen Aufmerksamkeit gerückt: Die fünfzehn Beiträge aus unterschiedlichsten Disziplinen vermitteln ein facettenreiches, doch nicht beschönigendes Bild Friedrich Nicolais. Der Verleger, Romancier und Reiseschriftsteller erscheint darin als unermüdlicher Korrespondent, als Mitglied gelehrter Gesellschaften und als wirksame Integrationsfigur seiner Zeit.
Mit Beiträgen von Hans Erich Bödeker, Mark-Georg Dehrmann, Rainer Falk, Holger Jacob-Friesen, Alexander Košenina, Reinhard Markner, York-Gothart Mix, Horst Möller, Alexander Nebrig, Christian Nottmeier, Thomas Martinec, Doris Schumacher, Gudula Schütz, Ute Schneider, Cem Sengül.