Der aus einer mitteldeutschen Adelsfamilie stammende Nikolaus von Amsdorf (1483–1565) zählt zu den theologischen Gesinnungsgenossen und engen Vertrauten Martin Luthers. Sein Einsatz für die Reformation in der Stadt Magdeburg und das sog. 'Naumburg-Zeitzer Bischofsexperiment' markieren entscheidende Phasen seines Lebens und Wirkens. Aber der Mitkämpfer Luthers distanzierte sich nach 1548 zunehmend von der Wittenberger Theologischen Fakultät und unterstützte die antiwittenbergische und antialbertinische Kirchen- und Religionspolitik im ernestinischen Thüringen. In den erbitterten Streitigkeiten mit Georg Major und Johannes Pfeffinger gehörte der sich auch als 'exul Christi' bezeichnende Nikolaus von Amsdorf zu den tragenden Gestalten der antiinterimistischen Polemik. Der Tagungsband geht Amsdorfs Beitrag zur Weiterentwicklung der reformatorischen Theologie und seinen Einflüssen auf die Gestaltung des Kirchenwesens sowie auf die ernestinische Politik jener durch das Interim geprägten Jahre nach und zeichnet Person und Werk in diese Spannungsfelder ein.