Der Marner war zu seiner Zeit (Mitte des 13. Jahrhunderts) wie noch Jahrhunderte später ein hochgeschätzter Dichter, der die sich gerade neben dem Minnesang ausbildende weltliche Lyrik formal wie thematisch mit prägte und um den sich - eine Rarität in dieser an Zeugnissen so kargen Zeit – teils polemisch, teils preisend so etwas wie eine literarische Szene entfaltet hat. Sein Langer Ton gehörte zu den vier gekrönten Tönen des Meistersangs und wurde wie auch sein Kurzer und sein Goldener Ton immer wieder benutzt, seine Texte dienten noch lange als Bausteine, aus denen mit neu hinzugedichteten Strophen neue Lieder gebildet wurden. Die Ausgabe vereinigt die ausführlich erläuterten und übersetzten Texte des Marner mit allen Dokumenten, die sich auf ihn beziehen, und mit allen Texten der meist anonymen Dichter des 14.-16. Jahrhunderts, die aus seinen Strophen mit eigenen Zudichtungen neue Lieder formten. So können an diesem prominenten Beispiel für einen bedeutenden Teil der mittelalterlichen Liedproduktion bis zur Reformation poetische Verfahren, literarische Interessen und kulturelle Entwicklungen abgelesen werden.