Unser Übermaß an Informationen braucht Kriterien der Auswahl. Es braucht kulturelle Wertmaßstäbe, um individuell und kollektiv zu sinnvollen Entscheidungen zu kommen. Auffallend ist, dass unser Bildungskonzept nicht von Pädagogen, sondern von Schriftstellern stammt. Die vielen Medien produzieren neue, überschüssige Möglichkeiten der Kommunikation, die notwendigerweise neue Verarbeitungsformen erfordern. Auffallend ist dabei die Zersplitterung und Fragmentierung unseres Wissens. Sie macht neue Syntheseleistungen des Wissens notwendig macht und fragt zugleich nach Wertentscheidungen. Wissenschaftliches Wissen bedarf der Ergänzung durch Orientierungswissen. Welche Konzepte stehen zur Verfügung? Bildung spielt seit dem Übergang von der ständischen zur funktions- orientierten Gesellschaft gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine zentrale Rolle. Bietet das Konzept der Bildung unter heute veränderten Bedingungen eine Lösung? Auffallend ist, dass das Bildungskonzept nicht von Pädagogen, sondern von Schriftstellern stammt, die diesen – nur schwer ins englische zu übersetzenden – Begriff geprägt haben. Sie wollten das Selbstverhältnis wie das Weltverhältnis des modernen Individuums bestimmen. Bildung ist ebenso wie Kultur ein in und durch die Medien „gelerntes Verhalten“ (Niklas Luhmann). Deshalb spielt die Literatur für die Bildung eine konstitutive Rolle. Bildung – Bildungsroman – Bildungsbürgertum bilden ein reflexives Dreiecksverhältnis, in dem die Fragen individueller und sozialer Wertentscheidungen und Orientierungen verankert sind.