Literatur und Naturwissenschaft scheinen heute so weit voneinander entfernt wie nur je, und der Dialog zwischen ihnen bleibt häufig bloßes Postulat. Im krisenhaften Kontext der frühen klassischen Moderne und vor dem Hintergrund der Umbrüche in den modernen Naturwissenschaften setzen sich die vier Novellen im Zentrum dieser Arbeit diesem Dialog bewusst aus. Sie bringen Literatur und Naturwissenschaft als unterschiedliche Strategien der Weltdeutung in Relation zueinander: Beide, so die Position der Novellen, interpretieren und gestalten Wirklichkeit. Beide können an einem bestimmten Punkt einen Akt voluntaristischer Setzung nicht hinterschreiten. Dabei wird Sinngebung gleichzeitig als das „Ereignis“ des novellistischen Textes inszeniert und als Grundlage der Literatur wie auch der Wissenschaften behauptet.
Die Auseinandersetzung Hermann Brochs und Robert Musils mit den Naturwissenschaften wurde in der Forschung bisher, wo sie zum Thema wurde, im Wesentlichen in ihren großen Romanen verortet. Sie ist aber geradezu konstitutiv für die ausgewählten Novellen, die die Möglichkeiten ihres eigenen Erzählens vor dem Hintergrund dieser Auseinandersetzung neu ausloten.