Kein weiteres "Methusalem-Komplott", auch kein "Aufstand der Alten" wird hier an die Wand gemalt: Denn der demografische Wandel birgt durchaus Chancen, die es zu erkennen und zu nutzen gilt, um eine schrumpfende und alternde Gesellschaft solidarisch zu erneuern.

Der demografische Wandel wird - in der öffentlichen, aber auch in der wissenschaftlichen Diskussion - häufig aus einer negativ-dramatisierenden Perspektive betrachtet. Schrumpfende Bevölkerungszahlen, sinkende Geburtenraten, steigende Altenquotienten, sich umkehrende Bevölkerungspyramiden und sich leerende Regionen liefern Schreckensbilder für Wirtschaft, Gesellschaft und die Zukunft des Sozialstaates. Vorschläge zur Steuerbarkeit und Gestaltbarkeit dieser Prozesse sind meist ebenfalls "Negativszenarien": Mit ihnen werden vermeintlich zwangsläufig Grundpfeiler eines solidarischen Sozial- und Gesellschaftsmodells in Frage gestellt, eine Rückverlagerung von Lebensrisiken ins Private erscheint unvermeidbar.
Die AutorInnen dieses Bandes betrachten das Thema dagegen explizit "positiv" - und zwar für die drei Politikfelder Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Soziales. Sie bestreiten keineswegs real zu beobachtende Veränderungen und Herausforderungen sowie die Notwendigkeit, diese zu gestalten. Ihr Ziel ist es indes, die damit oft verbundenen Negativ-Szenarien und Argumentationsmuster zu hinterfragen und auf diesem Wege zu einer positiveren Grundhaltung zu Prozessen wie der Schrumpfung oder der Alterung der Gesellschaft beizutragen: Welche Verbesserungen individueller Lebens- und Arbeitsbedingungen sind möglich? Wo gewinnt der Staat, wo schafft er Gestaltungsspielräume? Wo werden gesellschaftliche Solidaritätsbeziehungen erneuert