Von französischen „Einwanderern“
in den saarländischen Mundarten

Vor mehr als hundert Jahren sind sie als Fremdlinge in unsere saarländischen Mundarten gekommen, die Wörter französischer Herkunft. Wir nahmen sie bereitwillig auf, fragten nicht danach, ob Freund oder Feind sie ins Land gebracht hatten. Den fremden Wörtern boten wir eine neue Heimstatt und machten sie mit
unseren lautlichen Eigenarten vertraut. Wir nahmen sie in den Mund, kauten sie uns zurecht, und sie ließen es sich ohne
Murren gefallen.
Als sie sich dann völlig integriert hatten, der Bubbeller, es Scheesje, die Aanduddele und wie sie alle heißen, erhielten sie zum Lohn die schönsten Plätze im Wortschatz unserer Mundarten, ja, sie durften sich unter unsere ureigensten Mundartwörter mischen und durften sogar Verbindungen mit ihnen eingehen.
So wurden aus chaise und Wäänsche das Scheesewäänsche, aus dem rideau und dem Schdängelsche das Riddoschdängelsche, aus dem Kääs und dem vaiselle die Kääsfessel – kurzum, ob
Simplizia oder Komposita, sie gehören heute zu unseren muttersprachlichen Vorzeigeobjekten.
Um die schönsten haben wir sogar Legenden gesponnen,
wie beispielsweise um die Fisimatenten, die wir gern von
visitez ma tente (Besuchen Sie mein Zelt) abgeleitet wissen
wollten. Oder von dem Muggefugg, der aus mocca faux
(falschem Mokka) entstanden sein soll.

Davon und von vielem anderen handelt das neue Buch der Mundartspezialistin Edith Braun und ihrer Tochter Evelyn. Es ist ein seltener Glücksfall, denn es verbindet in gelungener Weise wissenschaftliche Sorgfalt mit Information und guter Lesbarkeit.
Der erste Teil („Recherchiert & registriert“) präsentiert ein Wörterverzeichnis mit mehr als 900 Mundartwörtern französischer Herkunft in alphabetischer Folge. Im zweiten Teil („Hinterfragt & nachgehackt“) wird die Herkunft gewisser Ausdrücke kommentiert. Im dritten Teil („Diesbezüglich auch vergnüglich“) schließlich ranken sich Geschichten und Gedichte um eingewanderte Wörter.

Die eingestreuten, zum Schmunzeln anregenden Zeichnungen der Saarlouiser Künstlerin Susanne Speicher verleihen dem Buch seinen besonderen, liebenswürdigen Charme.