Die altnordische Rezeption des Nibelungenstoffes ist geprägt durch eine systematische Mythisierung, die Erzählelemente des Mythos auf die Heldensage überträgt: der Held verwandelt sich in den Heros, die Heldensage in den Heroenmythos. Moderne Bearbeitungen der Völsungen-/Nibelungen-Geschichte setzen die Arbeit am (Heroen-)Mythos zwar unter anderen Vorzeichen, aber im Kern mit denselben Mythisierungsstrategien fort. Die vorliegende Monographie entwickelt auf strukturalistischer Basis ein Analysemodell zur Beschreibung dieser Mythisierungsprozesse und zeichnet die "Nibelungen-Metamorphosen" im Nordeuropa des 13. Jahrhunderts und in der Rezeptionsgeschichte des nordischen Heroenmythos in der deutschen Literatur seit 1800 nach. Neben den ,Klassikern' 'Edda', 'Völsunga saga' und 'Wagners Ring des Nibelungen' werden auch weniger bekannte Adaptionen des Stoffes behandelt, so die Nibelungenballaden von Moritz Graf Strachwitz und Wilhelm Jordans Epos 'Nibelunge'.