Literarischer Einfluss – wann liegt er vor und wie wirkt er sich aus? Reicht es, wenn AutorInnen derselben Strömung angehören, um bereits auf gewisse Einflüsse schließen zu können? Genügen stilistische oder thematische Bezüge im Werk zweier Personen und gibt es Unterschiede zwischen bewussten und unbewussten Einflüssen? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich die Einflussforschung seit langem. Die Erkenntnis, dass Einfluss keine Einbahnstraße ist, sondern eine bereichernde Wechselbeziehung zwischen zwei oder mehreren AutorInnen bedeutet, hat sich in den Literaturwissenschaften mittlerweile allerdings durchgesetzt. Dieser Ansatz dient Susan Mahmody als Ausgangspunkt für Ihre Untersuchung, in der Franz Kafka und Hubert Lampo einander als scheinbar gänzlich gegensätzliche Protagonisten gegenüber gestellt werden. Anhand der Romane Terugkeer naar Atlantis und Das Schloß wird eine wechselseitige Lektüre vorgenommen. Hierbei steht nicht der Nachweis einer Beeinflussung des jüngeren Autors (Lampo) durch den älteren (Kafka) im Vordergrund, sondern das Herstellen und Aufzeigen von Affinitäten zwischen den beiden Texten, wobei auch die zentrale Rolle des Lesers/der Leserin reflektiert wird.