Ästhetik, ästhetische Bildung, ästhetische Erfahrung – nebelhafte Begrifflichkeiten, aufgeladen mit allerlei pädagogischen Erwartungen und Hoffnungen. In der Hochkonjunktur des Ästhetischen spiegeln sich das gängige Klagelied eines gefühlten Mangels an Sinnlichkeit und die Sehnsucht nach Ursprünglichkeit. Zeitgleich wird die Postmoderne von Ästhetisierungsprozessen scheinbar überflutet. Von der Postmoderne ausgehend, macht Matthias Kremp die Ambivalenz aktueller Ästhetisierungsprozesse sowie das Bildungssubjekt im Spannungsfeld postmoderner Dialektik zum Thema. Die aus der Aufklärung erwachsenen Ansätze ästhetischer Bildung erweisen sich dabei als unzeitgemäß. Beispielhaft zeichnet er Ästhetik- und Bildungskonzeptionen nach, die den Allmachtsanspruch hatten den Einzelnen wie die Gattung Mensch zu vervollkommnen. Entgegen dieser Überhöhung entwirft er ein bescheideneres, aber menschenmögliches Ziel ästhetischer Bildung. Anschlüsse hierfür ergeben sich vor allem in der subjektorientierten Tradition der Phänomenologie und im Begriff der Leiblichkeit. Das Buch versteht sich damit als eine bildungsphilosophische Bemühung, herkömmliche Konzepte und deren Begrifflichkeiten kritisch zu hinterfragen und neue Möglichkeitshorizonte zu eröffnen.