Christoph Schwöbel untersucht die Bedeutung der religiösen Frage für die literarische Wirklichkeitsdeutung in den großen Romanen Thomas Manns. Die Analyse deckt die Funktion religiöser Zeichen im Prozeß dichterischer Gestaltung auf und erweist sie als unverzichtbare Darstellungsdimension. In Thomas Manns Werk erhält die Religion zunehmend eine Schlüsselrolle für die Entfaltung der Weltsicht der Romanfiguren - ein Prozeß, der von Mann in seinen Romanen und in der Selbstkommentierung des Autors im Essay auch theologisch reflektiert wird. Aus der literarischen Verarbeitung der religiösen Frage ergeben sich Perspektiven auf Thomas Manns theologische Deutung des eigenen Schaffens, die sich schließlich angesichts der Unmöglichkeit der Rechtfertigung des Künstlers durch sein Werk im Thema der Gnade verdichtet.