In der Armutsforschung werden Leistungen der existenziellen Mindestsicherung als Indikator für bekämpfte Armut thematisiert. Eine solche Konzeption erlaubt es, die Wirksamkeit beispielsweise der Sozialhilfe bei vorübergehenden Bedarfslagen sowie das Risiko einer dauerhaften Abhängigkeit der Empfänger von solchen Hilfeleistungen zu analysieren. In der Vergangenheit hat insbesondere die international vergleichende Analyse von Sozialhilfedynamiken die beträchtliche Heterogenität der Sozialhilfemuster sowohl innerhalb der betrachteten Empfängergruppen als auch zwischen ihnen aufzeigen können. Allerdings wurden die Sozialhilferisiken speziell von „erwerbsfähigen“ Bedürftigen relativ selten thematisiert. Gerade bei dieser Gruppe wurde und wird jedoch die Anspruchsberechtigung auf Hilfeleistungen in der öffentlichen Debatte immer wieder kontrovers diskutiert. Vor diesem Hintergrund waren bisher nur begrenzt Aussagen über die tatsächliche Sozialhilfeabhängigkeit dieser Personen in den unterschiedlichen Wohlfahrtsstaaten möglich.

Die vorliegende Studie befasst sich daher mit der komparativen Analyse unterschiedlicher Muster des Sozialhilfebezuges erwerbsfähiger Hilfeempfänger in den neunziger Jahren. In drei europäischen Städten wird die Abhängigkeit der Bezugsdauern von individuellen Merkmalen der Bedürftigen, aber auch von nationalen und regionalen wohlfahrtsstaatlichen Arrangements identifiziert. Gleichzeitig wird so auch die Funktionsweise unterschiedlicher wohlfahrtsstaatlicher Systeme auf nationaler und regionaler Ebene deutlich.