Sprache ist Macht. Wer sie beherrscht, gilt als ihrer mächtig. Aber bei noch so großer Sprachbeherrschung scheint die Sprache immer noch mächtiger zu sein. Als wäre die Sprache allmächtig, immer noch klüger und mächtiger als ihre Verwender, die ihre Sprachbeherrschung feiern.
Text und Interpretation sind daher stets von Gesten der Er- und Entmächtigung durchzogen, um zu zeigen, wer die Sprache letztlich beherrscht: der Autor, die Leser oder die professionellen Interpreten? Keiner vermag etwas gegen die Sprache – außer mit ihrer Hilfe.
Machttheorie als Horizont der Hermeneutik und Hermeneutik als Paradigma der Machttheorie fordern und fördern einander, wenn man im Spiel der Sprache auf die Macht achtet. Die hier versammelten Studien zeigen, wie sich eine Hermeneutik der Macht in Text und Interpretation bewährt. Sie entfalten Ansätze zu einem ‚political turn‘ der Hermeneutik.