Die hinterlassenen Predigten des siebenbürgischen Pfarrers Damasus Dürr haben sich als wichtiges frühneuhochdeutsches Sprachdenkmal aus der deutschen Sprachinsel im Karpatenbogen erwiesen. Das vorliegende Buch zeigt, dass der Aufbau seiner Weihnachtspredigt von 1571 dem in der Zeit üblichen Schema mit ‚doctrina‘, ‚adhortatio‘ und ‚consolatio‘ entspricht. Aus textlinguistischer Sicht gelingt dem rezipientenorientierten Prediger eine thematisch und syntaktisch-semantisch kohärente, leicht verständliche Struktur der einzelnen Teiltexte; neue Themen bzw. Themenverknüpfungen sind auch an Stellen diskontinuierlicher Inhaltsmitteilung gut zu erfassen. Die informative bzw. appellative Textfunktion kommt in voller Übereinstimmung mit der homiletisch motivierten Textgliederung zum Ausdruck. Die Analyse dieses wichtigen Quellentextes lässt erkennen, auf welche Weise Damasus Dürr die reformatorische Glaubenslehre nach Luther in adäquater Kombination von ‚docere‘ und ‚movere‘ vermittelt. Ergänzt wird die Untersuchung durch einen Exkurs zu den reformatorischen Kirchen- und Gottesdienstordnungen im 16. Jahrhundert in Siebenbürgen.