Der Erste Weltkrieg im Erleben der Bevölkerung – Texte und Bilder von erschreckender Deutlichkeit
Dieser Sammelband fasst verschiedenartige zeitgenössische Text- und Bildquellen zusammen. Das Material ist unterteilt in öffentliche Schriftzeugnisse aus Presse und Verwaltung, in autobiographische Tagebuchaufzeichnungen, Bildpostkarten mit individuellen Absenderkommentaren und Berichten über das Kriegsende und die ersten Erfahrungen mit der Besatzung. Die Verfasser gehören unterschiedlichen sozialen Milieus an und stammen aus dem dörflichen wie kleinstädtischen Raum, aus Euskirchen und seiner Umgebung wie aus dem Schleidener Tal. Die Beiträge sind originale Zeitzeugnisse oder verwenden die Aufzeichnungen und Materialien der Kriegsjahre 1914-1918 bzw. der unmittelbar anschließenden Übergangszeit. Im Wechsel der Perspektiven entsteht ein vielschichtiges Bild des Geschehens an der Westfront wie des Kriegsalltags in der Heimat.

Das Bildmaterial zeigt in erschreckender Deutlichkeit: Der Weltkrieg war auch ein Krieg der Bilder! Es gab eine regelrechte Kriegskartenproduktion; schon im Herbst 1914 wurden Propagandabildbände herausgegeben. Das Foto des Soldaten in Ausgehuniform und ordensgeschmückt wertet den Dargestellten auf, die Gruppenaufnahmen aus den Ausbildungslagern oder in Feldstellungen belegen den Gemeinschaftsgeist. Das Grauen und Massensterben bleiben ausgeklammert. Stattdessen werden Postkarten verschickt, die den fröhlichen Soldaten in der Etappe zeigen oder gefühlvolle Familienidyllen, die beschönigen sollen. Manche selbst gezeichnete Karte oder kunstgewerblich gefertigte Botschaft wird über die erstaunlich gut organisierte deutsche Feldpost versandt. Kitsch und Propaganda entfalten eine psychologisch nachvollziehbare Entlastungsfunktion für die Menschen zu Hause und an der Front. Eine andere Kategorie von Postkarten und Bildpublikationen dokumentiert die Zerstörung der französischen Ortschaften und Befestigungen.