Die vorliegende Arbeit hebt anhand zentraler poetischer und philosophietheoretischer Schriften Hölderlins hervor, inwiefern sein Denken und Dichten, unabhängig von der Deutung Heideggers, in den unterschiedlichsten Momenten mit dem Deutschen Idealismus verwoben ist. Nachdem sich Hölderlin mit der Empedoklesdichtung von einem pantheistisch beglückenden Weltverständnis verabschiedet, ist für sein späteres Denken der gesetzmäßige Unterschied der Menschen in ihrer endlichen Existenz zu den Göttern wesentlich. Diesen Gedanken legt Hölderlin in seiner späten Hymnik auch poetisch dar.


Im zweiten Teil der vorliegenden Arbeit werden die drei Vorlesungen und die verschiedenen Aufsätze und Vorträge Heideggers zur Dichtung Hölderlins in ihrer Chronologie im Hinblick auf die Erkenntnisse des ersten Teils untersucht. Dabei wird deutlich, inwiefern Heidegger eine Umdeutung der wesentlichen Gedanken Hölderlins vornimmt. Vor dem Hintergrund seines Seinsdenkens geht es ihm nicht um ein religiös geprägtes Achten des andersartigen Gottes, sondern um das Sich-Verstehen des sterblichen Daseins im Horizont von Seinsentbergung und -verbergung. Während er sich mit dieser Vorstellung des Daseinshorizontes auf die mythologische Geschichtskonzeption von Göttertag- und Götternacht nach Hölderlin bezieht, geht dessen idealistisch geprägter Gedanke der Möglichkeit einer gleichzeitigen Gegenwart von göttlich Absolutem und menschlichem Bewusstsein, der ebenfalls noch auf einer mythischen Weltkonzeption basiert, verloren. Deutlich zeigt sich diese Umdeutung an Heideggers uneingeschränkter Identifikation des seinsverstehenden Menschen mit den tragischen Helden.