Pablo Neruda galt lange Zeit – und gilt vielfach noch heute – als einer der wortgewaltigsten Sprecher des Weltkommunismus. Er hat sich selbst so gesehen und dafür gesorgt, daß seine Leser es ihm glaubten. Daß es auch so etwas wie eine „Krise des Engagements“ gegeben hat, hat er verschwiegen. Man kann es jedoch, wenn man die Gedichte unvoreingenommen liest, der Sammlung Estravagario entnehmen, wo der Dichter sich darüber beschwert, daß die Leute ihn nicht in Ruhe lassen, um so zu leben, zu lieben und zu dichten, wie er will. Seit der Herausgabe seiner „Sämtlichen Werke“ in fünf Bänden (Barcelona 1999-2002), die auch die bis dahin unterschlagene Dichtung zum Lobe Fidel Castros enthalten, wissen wir, wie sich die Krise des Engagements erklärt: der „máximo lider“ war damit nicht zufrieden und ließ Neruda als Verräter an der Revolution brandmarken. Neruda schwieg sich darüber aus, aber sein Freund Jorge Edwards hat es bekanntgemacht. Die neue Gesamtausgabe und Edwards’ Enthüllungen liegen den hier vorgelegten „Anmerkungen zu Pablo Neruda“ zugrunde. Darin wird auch die Stunde der Politisierung seiner Dichtung vom Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs vorverlegt auf die vorausgehenden Jahre des Aufenthalts im fernen Osten. Einige ältere Arbeiten vervollständigen das Portrait des Dichters, das hier vorgestellt wird.