Auf dem Wege zum Romanschriftsteller ist die kritische Auseinandersetzung mit Goethe eine unausweichliche Herausforderung für Fontane. Als Vertreter des Realismus versucht er, gewisse Distanz zur deutschen Klassik zu halten, sich aus dem Goethebann zu entlassen und eigene neue Leistungen zu erbringen. Aber trotz all seiner Bemühungen ist er im Grunde noch auf der Bahn der deutschen klassischen Tradition, die in seinen Romanen deutliche Spuren hinterlässt. In der ästhetischen Hinsicht übernimmt er das Gedankengut des deutschen Idealismus, und seine Leistungen weichen im Wesentlichen nicht viel von der Ästhetik der deutschen Klassik, vor allem von Goethe ab. Hinsichtlich ihrer Weltanschauung und literarisch-ästhetischer Grundauffassung sind viele Parallelen zwischen Goethe und Fontane nicht zu leugnen.
Die Arbeit analysiert kenntnisreich und eingehend die Goethe-Spuren in den Romanen Fontanes. Jeder dieser Autoren ist vielfach und intensiv analysiert und interpretiert worden. Der Band hat das Verdienst, den evidenten Zusammenhang zwischen Goethes symbolischer Romankunst und Fontanes von ihm selbst als „realistisch“ bezeichneter Erzählform zum ersten Mal detailiert und zugleich synthetisch darzustellen.