Seit der Situation um 1800 gilt der authentische Ausdruck als der narzisstische Traum der Literatur, der von der Frühromantik an zu verfolgen ist, sich aber dort bereits als Aporie der Literatur zu lesen gibt. Von den musikalischen Diskussionen der Frühromantiker um 1800 über die Situation um 1900 bis hin zur radikalen Moderne des Theaterautors Heiner Müller verfolgt die Studie das Ringen um authentischen Ausdruck in der Literatur als ein Wechselspiel von Stimme und Schrift. Dabei werden systematische Klärungen durch die Theorien Heideggers, Derridas und Adornos herbeigeführt, die um das ästhetische Ereignis eines einmaligen und ereignishaften Ausdrucksmoments der Literatur kreisen. Dieses konstitutiv sich der Aneignung entziehende Moment weist eine spezifische Emotionalität und leibliche Affektivität auf, vor der ein Autor wie Derrida lange Zeit unter dem Stichwort der Selbstaffektion zurückgewichen ist. Erst das Spätwerk Le Toucher, Jean Luc Nancy verspricht hier eine signifikante Wende, so dass die Studie für die in Frage stehende Aporie des Ausdrucks schließlich eine der leiblichen Emotionalität zuneigende mimetische Lektüre- und Verstehenstheorie entwickelt. Die „Berührung durch das Unberührbare“ verortet sich dabei im Zwischen von Authentizität und Trug, aisthesis und différance, Selbst- und Fremdaffektion. Sie bleibt zeitlich fliehend, zerbrechlich und bringt Fremdheit in den Blick.