„Zur Selbstverständlichkeit wurde, dass nichts, was die Kunst betrifft, mehr selbstverständlich ist, weder in ihr noch in ihrem Verhältnis zum Ganzen, nicht einmal ihr Existenzrecht.“ Diese Feststellung Theodor W. Adornos lässt sich auf Literatur ebenso wie auf Religion im Kontext der späten Moderne anwenden. Gerade die vielfach apostrophierte „Wiederkehr der Religion“ zeigt, dass der Begriff in erstaunlichem Maße nicht mehr be-deutend ist. Nicht nur ein Pluralismus multireligiöser Gesellschaften, sondern im Besonderen der Verfall ihres performativen Anspruchs hat die Religionen ihrer Tradition entfremdet: Der Weg vom Anspruch einer Repräsentanz unbedingter Wahrheit bis zur erzwungenen Rolle als einer der vielen Akteure im bedeutungslosen Spektrum des Meinungsmarktes ist weit. Die Literatur hat mit dem Beginn ihrer Moderne das Zerbrechen ihres eigenen Bedeutungsanspruches zunehmend reflektiert und die Religionen in diese Reflexion mit einbezogen.
Das Buch wird diesen Prozess anhand von Einzelanalysen in fünf Stationen nachzeichnen – unter Einschluss jener Perspektiven, die Literatur wie Religion in Richtung eines neuen Feldes von Bedeutungen entwickeln – jenseits der Antisignifikanz von Meinung und Markt.