Wer sich mit Platon befassen will, muss bedenken, dass es keinen unmittelbaren Zugang zu seinem Werk gibt. Denn jede Beschäftigung mit ihm ist nicht nur ein Spiegel der jeweiligen Zeit, sondern wird auch durch die Rezeptions- bzw. Wirkungsgeschichte des platonischen Denkens mitbestimmt. So ist unser Platonverständnis nicht nur zeitgebunden, sondern auch traditionsorientiert. Welche Phasen jeweils die Tradition des platonischen Denkens durchlaufen hat, wird in verschiedenen Beiträgen von international renommierten Fachleuten untersucht und im Einzelnen dargestellt: der Mittelplatonismus, Plotin, Origenes und Gregor von Nyssa, Augustinus, Proklos und Dionysius Areopagita, das 12. Jahrhundert, das 13./14. Jahrhundert, Nicolaus Cusanus, M. Ficino und die Renaissance, die Cambridge Platoniker, F. H. Jacobi, F. Hemsterhuis, Schelling und Hegel, Schlegel, Schleiermacher und Solger, der Neukantianismus, Heidegger und Gadamer. Es zeigt sich dabei, dass der Platonismus eine der Traditionen ist, die die abendländische Geistesgeschichte am nachhaltigsten geprägt haben, diese also ohne Platon und sein Werk nicht denkbar ist. Dem Leser wird somit ein Abriss unserer gesamten Geistesgeschichte unter dem Gesichtspunkt der Platonrezeption gegeben. Sonderausgabe der 1. Aufl. 1997