Der vom Staat forcierte und subventionierte Ausbau von Kindertagestätten für unter Dreijährige vermittelt ein Frauen- und Mutterbild, das Selbsterfüllung vorrangig im Kontext beruflicher Tätigkeit sieht. Dies wird jedoch den vielfältigen Lebensentwürfen von Frauen nicht gerecht. Deshalb beschäftigt sich diese Arbeit mit dem vermeintlich breiten gesellschaftlichen Konsens über das Idealbild der berufstätigen Mutter und dem frühen Kita-Eintritt der Kleinsten. Dabei stellt sich auch die Frage, inwiefern frühe, grundlegende Bedürfnisse von Kindern nach einer ausreichend langen und einfühlsamen Beziehung zu ihrer primären Bezugsperson angemessen berücksichtigt werden.

Nur eine Gesellschaft, welche der emotionalen Begleitung der kindlichen Entwicklungsprozesse sowie der so herausfordernden Aufgabe der Kindererziehung einen ebenso hohen Stellenwert zuschreibt wie der monetär vergüteten Erwerbsarbeit, kann eine sein, die die vielschichtige weibliche Innenwelt mit ihren individuellen Wünschen und Bedürfnissen, aber auch mit ihren Ambivalenzen angemessen respektiert.

Weder soll hier Mutterschaft per se schöngeredet, noch weibliche Erwerbsarbeit an sich abgewertet werden. Vielmehr versteht sich diese Arbeit als Ermutigung dafür, beide Sphären gleichermaßen als Quelle von Selbstverwirklichung zu betrachten. Letztendlich ist es an uns als Gesellschaft, unser Verständnis von Mütterlichkeit so zu definieren, dass der sensiblen Zeit der ersten Lebensjahre des Kindes und dem damit verbundenen mütterlichen Wunsch nach Bindung und Fürsorge hinreichend Rechnung getragen wird.