Literaturverfilmung ist Rezeption und Konstruktion von Textualität, intermediale Übersetzung, Aktivierung von typologischen Transfer-Modalitäten. In diesem Buch wird am Beispiel von Morte a Venezia ein neues Basis-Modell zur Analyse von Literaturverfilmungen vorgelegt, das diese Aspekte miteinander verbindet. Viscontis Film wird nicht als bloßes Belegmaterial verwendet. Bei kritischer Durchsicht der älteren sowie der neueren Mann-Visconti-Forschung werden neue Einsichten in diesen umstrittenen Film geboten. Es wird gezeigt, wie Visconti Thomas Manns typisches Spannungsverhältnis zwischen Absage an die Dekadenz im Sinne von artistischem Spiel mit der Dämonie des schönen Scheins und Teilhabe an der décadence als hellsichtigem Erkenntnisekel innovativ versinnlichte und semantisch wirkungsvoll ergänzte.
Eugenio Spedicato ist Professor für Deutsche Literatur an
der Universität Pavia (Italien).