Leo Weisgerber (1899 – 1985), in der Zeit von 1925 bis 1970 einer der bedeutendsten deutschen Sprachwissenschaftler, seit 1970 aber vollkommen ins Abseits geraten, gründete seine Sprachinhaltsforschung auf philosophisch virulenten Prämissen: der These von Sprache als gesellschaftlicher Erkenntnisform, der These des Muttersprachapriori und der schwachen sprachlichen Relativitätsthese. Weisgerbers und, in seiner Nachfolge, Gippers sprachphilosophischer Ansatz wird in einen systematischen Zusammenhang mit denjenigen Humboldts, Cassirers, Herders, Hönigswalds, Mauthners, Wittgensteins, Carnaps, Apels sowie den sprachphilosophischen Theoriesegmenten der biologischen Erkenntnistheorie Vollmers und dem Ansatz der Autopoiesistheorien gebracht und als Hermeneutik der langue geortet. Die vorgenommene Systematisierung lässt sich zudem als neuer Differenzierungsversuch des sprachphilosophischen Makroparadigmas Meaning Holism lesen.
Im zweiten Teil dieser Arbeit wird Heideggers Sprachphilosophie vor und nach der ‘Kehre’ auf der Grundlage einer volkommen neuartigen Interpretation der von ihm verwendeten sprachlichen Strategien als ein spezifischer Sonderfall einer Hermeneutik der langue gedeutet. Für philosophisch geschulte Leser wird besonders interessant sein, dass es zahlreiche konkrete Verbindungslinien zwischen Heidegger und Weisgerber gab, die heute noch weitgehend unbekannt sind.