Das Theater ist seit jeher von interkulturellem Austausch geprägt. Besonders die Avantgarden des 20. Jahrhunderts verdeutlichen, dass die Begegnung mit dem kulturell Andersartigen immer wieder zu radikal neuen Ästhetiken geführt hat. Theater ist aber nicht bloß eine Kunstform: Es hat stets auch eine politische Dimension. Umso mehr erstaunt es, dass die Wissenschaft über Jahre interkulturelles Theater kaum beachtet hat - trotz der Diskussionen interkultureller Probleme im Zeitalter der Globalisierung.
Hier eröffnet sich ein Feld für kultur- und theaterwissenschaftliche Reflexion, das neuer Ansätze bedarf - vor allem für das Verhältnis von Ästhetischem und Politischem. Während das Politische oft in den Stoffen einer Aufführung gesehen wird, weist dieses Buch nach, dass das Ästhetische im interkulturellen Theater immer zugleich das Politische ist. Es beschreibt aktuelle Formen der Verflechtung differenter Theaterkulturen aus Asien, Süd- und Nordamerika und entwickelt dabei die theoretischen Grundzüge einer postkolonialen Ästhetik interkulturellen Theaters.