Hermann Sudermann (1857–1928) beschreibt in seinen vier „Litauischen Geschichten“ das Leben einfacher Menschen in der Memelniederung an der deutsch-litauischen Grenze. Selbst aus dem Memelland stammend, schildert er die ostpreußischen Schicksale auf spannende und zugleich ergreifende Weise: In „Miks Bumbullis“ das Schicksal eines Wilddiebes, der einen Förster erschossen hat, in „Die Magd“ die Versuche einer Frau, einen Mann und ein wenig Glück zu finden, in „Jons und Erdme“ den durch nichts zu brechenden Willen eines Ehepaars, sich im Moor eine Existenz aufzubauen. Die größte Berühmtheit erlangte die Erzählung „Die Reise nach Tilsit“, die bereits zweimal verfilmt wurde. Die Dreiecksgeschichte zwischen dem Hofbesitzer Ansas Balczus, seiner Frau Indre und seiner Magd Busze behandelt das Thema Ehebruch im Spannungsfeld zwischen Gottesglaube und Mordplänen.
Neben Sudermanns Stück „Die Ehre“ (1889) stellen diese im Jahre 1917 erschienenen Erzählungen einen weiteren Höhepunkt seines Schaffens dar.