Die Jahre zwischen dem Tod Friedrich II. und dem Wiener Kongreß (1786-1815) sind für Berlin politisch wie kulturell eine hoch brisante Zeit. In diesem Zeitraum erlebt Berlin einen beispiellosen Aufbruch in den Wissenschaften und Künsten, im Manufakturwesen und in der Gesellschaft. Die Basis für diesen Aufbruch bildet die Ansiedlung und Konzentration von kreativen und innovativen Intellektuellen, die hier eine neue und vor allem andersartige Heimstatt fanden. Denn Berlin bietet geistiges und soziales Klima, das einen stände- und disziplinenübergreifenden Ideentransfer ermöglicht und forciert. Die dadurch neu entstehenden Kultur-, Sozial- und Kommunikationsräume führen dazu, daß sich intellektuelle Netzwerke und neuartige Diskussionsforen bilden, die bis dahin ohne Beispiel sind. Neben Paris, London und Wien etabliert sich Berlin als die neue Metropole und als neues geistig-kulturelles Zentrum in Europa. Um es auf eine kurze Formel zu bringen: Berlin ist um 1800 der Schauplatz der Moderne.
Das vorliegende Buch will das großstädtische Berlin um 1800 in Form eines kontextualisierten topographischen Wegweisers möglichst facettenreich rekonstruieren. In monographischen Essays werden vergessene oder von der Forschung bisher wenig beachtete Orte und Objekte vorgestellt. Hierbei sind kunst- und kulturhistorische ebenso wie wissenschaftshistorische, naturwissenschaftliche, technikgeschichtliche, sozialgeschichtliche und biographische Aspekte berücksichtigt worden. Auf der Basis von zeitgenössischen Quellen wird die Selbstwahrnehmung des urbanen Kosmos um 1800 transparent gemacht und damit die Veränderung der urbanen Topographie, die lebhafte Teilhabe am Öffentlichen, die kreative Nutzung, Aneignung und Beeinflussung des urbanen Raums seitens der städtischen Bewohner um 1800 aufgezeigt. Auf diese Weise bietet das Buch vielfältige Möglichkeiten: Man kann es als Stadt-Lexikon oder Berlin-Enzyklopädie benutzen. Man kann es jedoch genauso gut als Wegweiser oder Reiseführer ansehen.