Chaos und Metaphysik, Moderne und Postmoderne, Strukturalismus und Poststrukturalismus – die neuere Wissenschaftsgeschichte ist geprägt vom Aufbrechen traditioneller Muster und einem strukturellen Wandel im Nachdenken über die Welt und deren vermeintliche Sinnhaftigkeit. Wie reagiert die Literaturwissenschaft auf diesen Strukturwandel? Wie positioniert sich eine Wissenschaft, deren Diskurs auf das Wesen und den Wert des Dichterischen zurückgeht, gegenüber einer zunehmenden Konzentration auf Struktur und Funktion? Die Dekonstruktion, die sich nicht zuletzt im Zuge des linguistic turn entwickelte, ist symptomatisch für ein modernes Denken. Sie verneint radikal einen eindeutigen Sinn und verweist das Subjekt seines alten Platzes. Tanja Schäfer betrachtet hier zwei der bedeutendsten Vertreter des Dekonstruktivismus: Jacques Derrida und Paul de Man. In enger Anlehnung an das Denken des französischen Philosophen Derrida, findet die Dekonstruktion über den belgischen Literaturtheoretiker de Man ihre Anwendung auch auf literarische Texte und so den Bezug zur Literaturwissenschaft. Eröffnet sie damit aber einen neuen, offeneren Umgang mit Texten oder setzt sie der Literaturtheorie gar ein Ende, indem sie die Unmöglichkeit eines eindeutigen Sinns aufweist?