Die beiden Autoren Heiner Müller und Christa Wolf teilen die historischen Erfahrungen der gleichen Generation am (fast) gleichen Lebensort. Der biografische Erfahrungsdruck eines Lebens in vier Systemen hat sich ihrem Werk als Geschichtsbild eingeschrieben.

Der Blick in Müllers und Wolfs Oeuvre zeigt die anhaltende Auseinandersetzung mit einer Geschichte, die als Drama erlebt wird. Das literarische Abarbeiten dieser Thematik sprengt bei weitem eine Reduktion auf die DDR und kann viel treffender als grundsätzliche Kritik am europäischen Zivilisationsprozess beschrieben werden.
Trotz der sehr unterschiedlichen thematischen Herangehensweise und literarisch differenten Umsetzung lassen sich Parallelen ausmachen. Die prägende Erfahrung einer Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus haben die kritische Auseinandersetzung mit den Strukturen, Beschädigungen und Kontinuitäten des Faschismus zum Lebenszeitthema werden lassen.

Die biografisch mehrfache Wahrnehmung vom Staat als Gewalt hat zudem sensibilisiert für die ihm zugrunde liegenden Voraussetzungen sowie ihre anhaltenden Folgen. Das Drama der Geschichte bezieht sich auf die Vorstellung von Geschichte als Kontinuum von Gewalt, Ausschluss und Unterdrückung, das für beide Autoren in der griechischen Antike seinen Anfang nahm und noch die Gegenwart beeinflusst.