Wer Licht in die sprachliche Dunkelheit von Rainer Maria Rilkes „Duineser Elegien“ bringen möchte, muss sich grundlegend mit dem Sprecher der Dichtung auseinandersetzen, dem lyrischen Ich. Obwohl der literaturwissenschaftliche Terminus im Jahr 2010 sein hundertjähriges Bestehen feiert, moniert die Forschung noch immer den geringen Erkenntnisfortschritt. Diese Abhandlung arbeitet nun erstmals wesentliche Ausprägungen des lyrischen Ich anhand der deutschen Literaturgeschichte heraus, stellt ihre literarhistorische Entwicklung dar und konfrontiert sie mit den bislang vorliegenden unterschiedlichen Forschungsansätzen, um schließlich zu einer Definition des lyrischen Ich zu kommen. Da die Sprache des Ich der „Duineser Elegien“ zudem von der Ästhetik des französischen Symbolismus und der gattungspoetischen Entwicklung der Elegie geprägt ist, wird ferner ausgeführt, was symbolistische und elegische Rede kennzeichnet.
Diese Arbeit fördert aus den Tiefen des Textes die Erkenntnis zutage, dass das Ich sich im Laufe des Zyklus verändert, womit sich auch dessen Sicht auf Vergänglichkeit und Ewigkeit wandelt. Sie dokumentiert, wie das Ich in seinem Denken voranschreitet, dem Leser zeitlos gültige Wahrheiten überbringt und am Ende tatsächlich einen Ausweg aus dem Kreislauf des Werdens und Vergehens entdeckt.