Die Arbeit untersucht den Blick durch das Fernrohr, wie ihn Autoren von Barthold Heinrich Brockes über Jean Paul und Adalbert Stifter bis zu Marlen Haushofer und Richard Ford immer wieder in ihren Werken thematisieren. Sie zeigt, dass sich das Fernrohr nicht in seiner Funktion als optisches Gerät erschöpft, sondern als Apparatur zur Wirklichkeitsstiftung des Subjekts begriffen werden muss. Der Fernrohrblick, wie ihn die genannten Autoren über eine Zeitspanne von gut 400 Jahren reflektieren, fungiert als eine Kulturtechnik visueller Selbstreflexion, die ihren Benutzern in Krisenzeiten (Sinn-, Schreib-, Ehekrise usf.) Halt geben soll. Dass das Fernrohr aufgrund seiner medialen Eigenschaften diese Aufgabe nicht immer zu leisten im Stande ist, zeigen die ausgewählten Texte. Ihre Interpretation ist eingebettet in die Darstellung der naturwissenschaftlichen (Galileo Galilei) sowie der alltagsgeschichtlichen Benutzung (Samuel Pepys) des Instruments. Dieser Hintergrund lässt die literarische Verarbeitung des Fernrohrblicks erst verständlich werden.