Als Sigmund Freud um 1900 seine Theorie des Seelenlebens aus der Wiege hob, nannte er seine Lehre Psychoanalyse.
Dieser Name sollte den Anschluss an die Naturwissenschaften herstellen, deren Geist in jener Zeit vorherrschend war. Ähnlich wie Physik und Chemie sollte auch die innovative dynamische Psychologie analytisch sein.
Einige Schüler Freuds wollten aber auch geisteswissenschaftliche Methoden für Theorie und Praxis der Seelenheilkunde fruchtbar machen. Der Erfolg ihrer Bestrebungen war bedeutend.
Es zeigte sich, dass viele Themen der tiefenpsychologischen Forschung besser bearbeitet werden konnten, wenn man die Tradition der Wissenschaften vom Menschen und seiner Kultur berücksichtigte.
Rattner und Danzer zeichnen diesen Prozess innerhalb der Wissenschaftsgeschichte minutiös nach. Sie sind der Überzeugung, dass der Verstehensbegriff der Geisteswissenschaft und die hermeneutische Methode für die seelenärztliche Arbeit von höchster Relevanz sind. Damit gewinnen die Psychoanalyse und ihre Weiterentwicklungen eine philosophische Tragweite.