Thomas Mann blieb nicht hinter den Erzählstrategien James Joyces und Franz Kafkas zurück, sondern er führte sie konsequent zu Ende: Das ist das zentrale Ergebnis dieser Arbeit, die Manns rätselhaftes Wort von der konstruktiven Musik im Text endlich erklärt. Als erste Untersuchung seit Langem nimmt sie alle neuralgischen Punkte gleichzeitig in den Blick: die Modernität des Doktor Faustus, die Angemessenheit seines Umgangs mit dem Faschismus, die Hermetik seiner leitmotivischen Allegorik und die angeblich inkonsequente Umsetzung der Kunstphilosophie Theodor W. Adornos. Die verblüffend neue Lesart, die daraus erwächst, stützt sich auf umfangreiche Quellenstudien im Nachlass Thomas Manns. Erstmals wird dem angeblich in Brüchen befangenen Roman ein tragendes Konzept nachgewiesen, für das vor allem Franz Kafka und Walter Benjamin von Anfang an eine entscheidende Rolle spielten. Die Arbeit führt der Forschung eine Fülle neuen Materials zu, einschließlich bisher unveröffentlichter Texte, und setzt sich auch mit der Großen Kommentierten Frankfurter Ausgabe kritisch auseinander. Ein umfangreicher Anhang auf CD-Rom erschließt die schwer zugänglichen Quellen und bietet Arbeitshilfen für die künftige Forschung.